Berliner Testament: Pflichtteil vom Erbe, Vorteile und Nachteile des gemeinschaftlichen Testaments für Ehegatten

Das Berliner Testament ist eine spezielle Form des gemeinschaftlichen Testaments, das oft von Ehepartnern während der Ehe aufgesetzt wird. Erfahren Sie alles Wissenswerte zum Thema auf unserer Seite.


Berliner Testament: Das Wichtigste in Kürze

  • Das Berliner Testament ist eine spezielle Form des gemeinschaftlichen Testaments.
  • Ein Berliner Testament wird häufig von Eheleuten mit Kindern aufgesetzt. Dabei setzen sich die Eheleute in der Willenserklärung gegenseitig als Alleinerben ein. Das bedeutet: Verstirbt ein Ehepartner, geht der gesamte Nachlass zunächst auf den noch lebenden Partner über.
  • Im Rahmen eines Berliner Testaments erben erbberechtige Dritte – oftmals die Kinder der Erblasser – erst dann, wenn beide Elternteile verstorben sind.
  • Auch für ein Berliner Testament müssen Formvorschriften gewahrt bleiben, damit die Willenserklärung rechtsgültig ist.

Was ist ein Berliner Testament?

Die Ehe und das gemeinschaftliche Berliner Testament

Wer sein Testament schreiben möchte, der sollte wissen, dass es unterschiedliche Testamentsarten gibt. Eine spezielle Variante des gemeinschaftlichen Testaments ist das Berliner Testament. Dieses wird meist gemeinsam von Eheleuten aufgesetzt, die Kinder haben. Das Besondere am Berliner Testament ist, dass sich die Ehegatten in der Willenserklärung bis auf Widerruf als gegenseitige Alleinerben einsetzen. Das bedeutet: Verstirbt zum Beispiel der Ehegatte, geht das Erbe zunächst auf den Partner über.

Kind oder Kinder als Schlusserben

Dritte Personen, oftmals die Kinder der Erblasser, erben den Nachlass erst nach dem Tod des länger lebenden Ehepartners. Deshalb werden Personen, die erst nach dem Tod beider Eheleute den Nachlass erben (zum Beispiel die leiblichen Kinder), Schlusserben genannt.

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Worauf sollte man bei einem Berliner Testament achten?

Wie für jedes andere Testament gilt auch für das Verfassen des Berliner Testaments, dass die Formulierungen eindeutig sein müssen, um keine Zweifel am Willen der Erblasser aufkommen zu lassen. Gerade wenn es darum geht, dass die Partner sich gegenseitig zu Alleinerben erklären, sollte dies auch ausdrücklich schriftlich fixiert werden. Fehlt die explizite, gegenseitige Erklärung zu Alleinerben, greift im Zweifelsfall die gesetzliche Erbfolge. Denn auch wenn es üblich scheint, dass sich Ehepartner im Testament bedenken, bedeutet das nicht automatisch, dass in jedem Fall eine gegenseitige Erklärung zu Alleinerben beabsichtigt ist. 

Die Vorteile des Berliner Testaments

Ehepartner als Alleinerben

Das gemeinschaftliche Berliner Testament hat besonders Vorteile für Ehepartner, die im ersten Erbgang eine Erbengemeinschaft auf Grundlage der gesetzlichen Erbfolge ausschließen möchten. Denn wenn sich Eheleute im Berliner Testament zu Alleinerben erklären, geht im Todesfall des einen Ehepartners im ersten Erbgang der gesamte Nachlass auf den noch lebenden Partner über. Auf diese Art können Entscheidungen hinsichtlich der Erbschaft durch überlebende Elternteile ohne Mitspracherecht Dritter getroffen werden.

Gesetzliche Erbfolge wird ausgeschlossen

Anders verhält es sich, wenn die gesetzliche Erbfolge greift. Wird kein Berliner Testament aufgesetzt, erbt der Ehepartner lediglich 50 % der Erbmasse. Die Aufteilung der restlichen Erbmasse erfolgt unter den gesetzlichen Erben ersten Grades, dazu gehören die Kinder der Erblasser. Durch ein gemeinschaftliches Testament wird diese Erbfolge ausgeschlossen. Gerade wenn Ehepaare im Besitz einer Immobilie sind, ist das Berliner Testament vorteilhaft. Denn so wird sichergestellt, dass die Kinder ihren Anspruch auf die Immobilie erst dann geltend machen können, wenn beide Eltern verstorben sind. Vor dem Hintergrund der Erbschaftssteuer sollten jedoch die steuerlichen Freibeträge beachtet werden.

Die Nachteile des Berliner Testaments

Erben Kinder das gesamte Vermögen ihre Eltern auf einmal, kann es schnell vorkommen, dass der Freibetrag überstiegen wird. Ist das der Fall, geht damit oft ein steuerlicher Nachteil für die Kinder einher. Denn im Normalfall steht jedem Kind pro Erbfall eines Elternteils ein Freibetrag von 400.000 Euro zu, also insgesamt 800.000 Euro steuerfrei. Das ist beim Berliner Testament anders. Denn zunächst erbt der längerlebende Alleinerbe bzw. Ehepartner das Gesamtvermögen. Erst nach dem Tod des zweiten Elternteils erben die Kinder. Da diese also nur einmalig erben und nicht im Todesfall beider Eltern, kann ihnen ein Freibetrag von 400.000 Euro verloren gehen.

Vermögen & Erbschaftssteuer

Muss das Erbe versteuert werden?

Erbvermögen muss generell versteuert werden. Doch es gibt bestimmte Freibeträge. Ehepartner müssen ihr Erbe nur dann versteuern, wenn der Vermögenwert des Erbes 500.000 Euro überschreitet. Bei Kindern liegt der Freibetrag bei 400.000 Euro. Die Kinder der Erblasser erben in der Regel nur einmal und dann, wenn beide Ehepartner verstorben sind. In diesem Fall gilt der Freibetrag. Es kann vorkommen, dass im einmaligem Erbfall nach dem Tod beider Eltern die Erbsumme den Freibetrag für die Kinder übersteigt. Ist das abzusehen, kann die Erbschaft auf zwei Erbfälle verteilt werden, um den Freibetrag nicht zu übersteigen. Der Anspruch auf den Freibetrag besteht einmal in 10 Jahren.

Erbe und allgemeine Freibeträge

Stand: 01.03.2016
Ehegatten, Lebenspartner 500.000 €
Kinder 400.000 €
Enkel 200.000 €
Eltern und Großeltern 100.000 €
aus Steuerklasse II 20.000 €
aus Steuerklasse III 20.000 €

Berliner Testament: Pflichtteil vom Erbe für die Erben

Das Erbe in der Ehe

Verfassen Ehegatten ein Berliner Testament, setzen sie sich gegenseitig als Erben ein. Verstirbt ein Ehegatte, geht das Erbe auf den überlebenden Partner über. Das bedeutet für die Kinder, dass diese erst dann erben, wenn auch der zweite Ehepartner verstorben ist. 

Wenn ein Kind den Pflichtteil vom Erbe erben möchte

Es kann vorkommen, dass Kinder nach dem Tod des zuerst verstorbenen Elternteils das Recht auf ihren Pflichtteil vom Erbe einfordern. Das kann für den noch lebenden Ehepartner finanziell schwierig werden. Beispielsweise dann, wenn der Pflichtteil vom Erbe nur aus dem Erlös einer Immobilie bezahlt werden kann und der noch lebende Ehepartner in dieser Immobilie wohnt.

Pflichtteil vom Erbe bei Strafklausel im Berliner Testament

Daher ist eine Strafklausel oft Bestandteil eines Berliner Testaments. Die Strafklausel soll Kinder davon abhalten, ihren Pflichtteil vom Erbe einzufordern, bevor der zweite Elternteil verstirbt. Fordern Kinder dennoch ihren Pflichtteil vor dem Tod des zweiten Elternteils ein, enterben sie sich in gewisser Weise selbst, und zwar aus folgendem Grund: Fordert ein Kind vor dem Tod des zweiten Elternteils seinen Pflichtteil vom Erbe ein, bekommt es lediglich die Hälfte des gesetzlichen Erbteils, wobei das Kind nach dem Tod des zweiten Elternteil als Schlusserbe Anspruch auf den gesamten Nachlass gehabt hätte.

Ehegattentestament verfassen

Möchten Eheleute ihren Nachlass im Rahmen eines Berliner Testaments regeln, können Sie dieses von einem Notar aufsetzen lassen. Kümmert sich ein Notar darum, das Ehegattentestament aufzusetzen, handelt es sich um ein sogenanntes öffentliches bzw. notarielles Testament. Dieses hat den Vorteil der Rechtsberatung, Rechtssicherheit und der amtlichen Verwahrung durch den Notar.

Der letzte Wille in einem Berliner Testament kann auch von den Eheleuten selbst schriftlich fixiert werden. In diesem Fall handelt es sich um ein privates Testament. Es reicht, wenn einer der Ehegatten den genauen Inhalt der Willenserklärung leserlich niederschreibt. Die Formvorschriften für das Testament müssen jedoch gewahrt bleiben, sodass dieses handschriftlich verfasst, datiert und von beiden Eheleuten unterschrieben werden muss. Ist die Willenserklärung mehrseitig, sollte jede Seite durchnummeriert und unterschrieben werden.

Was passiert mit einem Berliner Testament bei Scheidung?

Das Berliner Testament ist für beide Eheleute verpflichtend. Das gemeinsame Testament wird allerdings unwirksam, sobald eine Ehe geschieden wird.

Häufig gestellte Fragen

Was muss bei einem Berliner Testament beachtet werden?

Ein Berliner Testament bedarf grundsätzlich bestimmter Formvorschriften. So muss ein Berliner Testament ...

  • eine Überschrift haben, die das Dokument als Testament kenntlich macht,
  • handschriftlich von einem der Ehepartner verfasst werden,
  • lesbar und eindeutig formuliert sein,
  • von beiden Ehegatten unterschrieben werden und
  • mit Tag, Monat, Jahr und Ort datiert sein.

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Was ist das Besondere an einem Berliner Testament?

Bei einem Berliner Testament handelt es sich um eine spezielle Form des gemeinschaftlichen Testaments. Das Besondere: Im Rahmen eines Berliner Testaments setzen sich meist Eheleute, die Kinder haben, gegenseitig als Alleinerben ein. Das bedeutet: Verstirbt zum Beispiel der Ehemann, geht das Erbe zunächst auf die Ehefrau über. Die Kinder sind erst dann erbberechtigt, wenn beide Elternteile verstorben sind. Aufgrund dieser testamentarisch bedingten Erbfolge werden die zuletzt erbenden Kinder auch als Schlusserben bezeichnet.

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Vermerk

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