Die Trauerhaltestelle als neue Form des Gedenkens

In einer sich wandelnden Trauerkultur wächst der Wunsch nach neuen Formen der Trauer und des Gedenkens. Die öffentliche und auch die individuelle Trauer verändern sich und tragen den Entwicklungen einer interkulturellen Gesellschaft Rechnung. „Die Trauerhaltestelle“, konzipiert von den Architektinnen Solveig Schacht und Mareile Höring, ist ein Beispiel für die Umsetzung dieses Gedankens im öffentlichen Raum. Initiiert hat das Projekt Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur.

 

Konfessionsübergreifender Trauerort

Die Trauerhaltestelle ist für den Stadtraum, den Friedhof oder in die freie Natur geeignet. Sie misst ca. 5x9 Meter, spielt mit Lichteinfällen und thematisiert Vergänglichkeit, indem die Trauernden Inschriften hinterlassen können, die witterungsbedingt wieder verschwinden. So bietet die Trauerhaltestelle einen konfessionslosen Ort zum Trauern, Erinnern und Innehalten, in Stille aber auch in Gemeinsamkeit. 

Sonderausstellungen in Frankfurt und Münnerstadt

Einen ersten Auftritt hatte die Trauerhaltestelle in einem Modell in Originalgröße im Rahmen der Ausstellung „DENK MAL. Erinnern im Medienwandel“ im September 2014 in der Matthäuskirche in Frankfurt. Beim Architekturwettbewerb „Trauer braucht Raum“ des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur, des Bundes Deutscher Innenarchitekten in NRW (BDIA) und der „db deutsche bauzeitung“ 2012 in Berlin erhielt der Entwurf der „Trauerhaltestelle“ bereits einen Sonderpreis. Das Modell in Originalgröße steht seit November 2014 noch bis Anfang Juni 2015 an der Auferstehungskirche im fränkischen Münnerstadt, das mit dem Bundesausbildungszentrum der Bestatter (BAZ) bereits eine bundesweite Institution beheimatet, die sich der Förderung der Bestattungskultur in hohem Maße verpflichtet fühlt. 

Ausblick auf die praktische Umsetzung

Die praktische Erprobungsphase ist damit abgeschlossen: Nun werden Orte oder Anlässe gesucht, für die die Trauerhaltestelle zum Fixpunkt der Erinnerung werden kann. Denn es zeigt sich, dass unsere Erinnerungskultur immer wieder solcher symbolischer aber auch konkreter Trauerorte bedarf wie beispielsweise bei den jüngsten Flugzeugkatastrophen. Wer Interesse hat, die Trauerhaltestelle als Ort für gelebtes öffentliches Gedenken bei sich zu realisieren, kann sich jederzeit an das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur wenden. Hier ist auch eine Mappe mit der Projektdokumentation erhältlich. 

Kuratorium Deutsche Bestattungskultur

In Zeiten einer zunehmenden und fragwürdigen Entsorgungsmentalität versteht sich das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur als Förderin, Hüterin und Begleiterin einer würdigen und auch modernen Zeiten angemessenen Sepulkralkultur. Wie eine Gesellschaft mit Sterben, Tod und Trauer umgeht, spiegelt ihr Menschenbild, ihre Werte und ihr Selbstverständnis. Der Beginn menschlicher Kultur ist dort zu finden, wo Menschen vor Urzeiten begonnen haben, ihre verstorbenen Angehörigen zu bestatten, zu betrauern und nicht einfach auf freiem Felde liegen zu lassen. Abschiedsrituale, Trauerfeiern, Trauermusik und Bestattungszeremonien sind also ein wichtiger Teil unserer Kultur. 

 

Entwurf der Trauerhaltestelle (PDF)


Kontakt:

Nicole Jahr (Geschäftsführerin) 
Cecilienallee 5
40474 Düsseldorf
Telefon: 0211-16008-10
E-Mail: zitzewitz@@kuratorium-deutsche-bestattungskultur..de